Donnerstag, November 22, 2007

Leuchtquallenmassaker der unglaubwürdigen Art

Es liest sich wie das Drehbuch eines B-Movie Autors, enthält die Dramatik und die schlechte Aufmachung eines „Der weiße Hai“ und den etwas ungewollt komischen Horror eines „Scream“. Bezug nehme ich hierbei auf diesen Artikel „Der Welt“ vom 21.11: http://www.welt.de/wissenschaft/article1386938/Mysterioeser_Schwarm_vernichtet_Lachsfarm.html
Man spricht von einem durch Leuchtquallen der Art Pelagia nocticula ausgelösten Massaker auf einer Lachsfarm in Nordirland. „Die Angreifer stachen auf die Fische ein“, schreibt man. Überhaupt liest sich der ganze Artikel als wäre eine Horde blutrünstiger Bestien über die Farm hergefallen.
Liebe Redaktion der „Welt“, mir ist klar, dass sich ihr journalistisches Niveau noch nie etwa mit der „FAZ“ vergleichen konnte, aber muss es denn gleich „Bild“-Niveau sein?
Sogar ein Blick in Wikipedia hätte ausgereicht, um dieses an Dramatik und schlechter Recherche nicht zu übertreffende Machwerk zu vermeiden.
Aus meiner biologischen Sicht sehe ich es als meine Pflicht an, ein paar Dinge über Quallen klarzustellen.
Quallen gehören phylogenetisch zur Gruppe der Cnidarier, den sog. Nesseltieren, von denen die meisten einen mehrphasigen Lebenszyklus durchmachen, wobei die sog. Medusenphase das allgemein bekannte Bild einer Qualle darstellt. Sie besitzen ein diffuses, netzartiges Nervensystem mit einigen „Knoten“ (Ganglien) ohne etwas, was wir als „Gehirn“ bezeichnen würden. Die freilebende Medusenform gehört zum Plankton und ist kein aktiver Schwimmer, sondern lässt sich von der Meeresströmung treiben und kann lediglich durch Kontraktionen einem Absinken entgegen wirken. Die Ernährung erfolgt durch passiven Beutefang. Nesselzellen(die Namensgeber der Gruppe), die sich bei Berührung durch ein Opfer bei einem Innendruck von 150bar innerhalb von 3ms mit der 40000fachen Erdbeschleuigung entladen betäuben das Opfer und ermöglichen eine Verdauung. Aufgrund dieser Tatsache kann man einige größere Quallenarten wie Physalia physalis durchaus zu den gefährlichsten Tieren der Welt zählen, jedoch nicht zu den aggressivsten.

Was können wir aus diesen Informationen entnehmen?
1) Der Ausdruck „Schwarm“ ist schon sehr fragwürdig, denn als einen Schwarm bezeichnet man einen Zusammenschluss von z.b. Fischen, Vögeln oder Insekten zur Wanderung (beispielsweise zum Nahrungserwerb) oder auch zum Schutz vor Fressfeinden. Da Quallen wie erwähnt zum Plankton zählen und keine aktiven Schwimmer sind, kann man hier nicht unbedingt von einer Wanderung sprechen.
2) Die Quallen haben keinesfalls auf die Opfer „eingestochen“ wie es im Text formuliert wird. Beim Berühren der Lachse wurden lediglich die Zahlreichen Nesselzellen zum Beuteerwerb aktiviert, von einer aktiven Ermordung, dass man es „Massaker“ nennen könnte, kann hier nicht die Rede sein, wie beschrieben handelt es sich lediglich um einen passiven Beuteerwerb.
3) Das Nervensystem lässt kein „gewolltes“ Handeln zu, sodass man nicht von einem Angriff böswilliger Art wie dargestellt sprechen kann. Geschweige denn von einem Blutrausch wilder Bestien, die scharenweise über eine arme, hilflose Lachsfarm herfallen, wie es sich ansatzweise darstellt.
Viel mehr wird hier versucht, ein künstliches Bild von einem bösen Raubtier aus den tiefen des Meeres zu erzeugen. Durchaus einleuchtend. Der fiese weiße Hai der 80er ist außer Mode gekommen und seit „Free Willy“ taugen nicht einmal mehr die gemeinen „Killerwale“ als Meeresungeheuer, werden sie doch mittlerweile gesellschaftstauglich meistens „Orca“ genannt. Durch „Fakten, Fakten, Fakten“ wie die Anzahl der Opfer (100000) und Assoziationsketten wie „Das Meer war rot von all diesen Quallen“, aber auch durch die zum Ausdruck gebrachte Hilflosigkeit wird dem Leser ein Bild eines Ungeheuers suggeriert, von dem Godzilla hätte träumen können.
Um die Geschichte verkaufbar zu machen, muss natürlich auch ein Held auftauchen. So wird noch einmal der heroische Versuch von gerade einmal einem dutzend Männern in exakt 3 Booten hervorgehoben, sich als Retter von 100000 Lachsen der unbezwingbaren Übermacht der Killerquallen entgegen zu stellen.
Auch einen Sündenbock braucht man...was bietet sich denn derzeit am besten an. Na klar, der Klimawandel ist schuld – was sollte es auch sonst anderes sein? Das verkauft sich derzeit gut und eine Erklärung lassen wir mal vorsorglich weg. Das hätte den Rahmen das Artikels auch gesprengt und die Spannungskurve des Artikels so flach wie meine Heimat Norddeutschland werden lassen.
Vorschlag meinerseits an den Redakteur: Wie wäre es, wenn wir die Quallen zu fiesen Terroristenquallen machen und schreiben, das das ganze als gemeiner und hinterhältiger Anschlag auf die westliche Welt geplant war? Ein hübsches Dramarturgie-Element!

Nun mal ehrlich...was soll uns dieser Artikel sagen? Wird hier an das Erinnerungsvermögen der von UV-Licht gebackenen und von Sangria & Bier geformten Mallorca-Urlauber appelliert, wo die Quallen als „Plage an den Touristenstränden“ weitreichend bekannt sind. Oder sollte man ernsthaft über einen Kommentar zu dem Artikel nachdenken, wo das ganze scherzhaft als groß angelegter Versicherungsbetrug deklariert wird, frei nach dem Motto „Watt in de Medien is, muss man uch glauben, nech?“ Nein nein, meiner Meinung nach beurteilt der Artikel sich zum Schluss selbst und rechtfertigt mit den Worten „Es ist eine Katastrophe“ seine Kommentierung in diesem Blog selbst. Mein biologisches Denken möchte über dieses Machwerk einfach nur weinen, jedoch ist es eine winzige Formulierung, die mich den ganzen Artikel herzhaft belachen lässt: „[...]nach Angaben der Betreiber[...]“.

Quellen:
Artikel in "Die Welt"
Wikipedia
Vorlesungsskript „Grundkurs Zoologie“ von Achim Paululat Teil „Cnidarier“
Vorlesungsskript „Einführung in die Meeresbiologie“ von Torsten Struck
„Systematik-Poster: Zoologie“ Westheide/Rieger 2. Auflage

Dienstag, August 07, 2007

Dear Mrs. Alicia Moore alias P!NK

Man mag mir ja vieles nachsagen können. Vielleicht bin ich manchmal zu intolerant oder vielleicht bin ich manchmal auch rechthaberisch. Aber auf keinen Fall kann man mir nachsagen, dass ich ein Befürworter von George W. Bush junior als Präsident der Vereinigten Staaten bin. Also: Wer mich kennt, weiß das. So kann ich reinen Gewissens die folgenden Zeilen schreiben, ohne mir den Schuh anzuziehen, Befürworter von Georgies Politik zu sein.

Gestern lief wieder einmal wenig im Fernsehen, was dazu verleitete zu zappen. Also blieb ich bei MTV hängen, wo in dem Moment die neue Single von P!NK „Dear Mr. President“ lief. Wie erwähnt bin ich kein Fan von jenem „Mr. President“, also fand ich es interessant mir das anzuhören und legte die Fernbedienung beiseite. Es war sogar brav mit deutschem Untertitel, damit auch jeder die Botschaft des Liedes versteht. Nach kurzer Zeit konnte ich allerdings nicht anders, als zu schmunzeln.

Um Platz zu sparen hier die Lyrics: http://www.azlyrics.com/lyrics/pink/dearmrpresident.html
Anhand einiger ausgewählter Textpassagen möchte ich nun erläutern, was mich zum Schmunzeln brachte:

In Strophe 4 lautet ein Vers „You've come a long way from whiskey and cocaine.”. So weit so gut. Irgendwas ratterte daraufhin in meinem Kopf und es stellte sich bei mir ein „War da nicht was?“-Gefühl ein. Also befragte ich heute morgen Google und wurde schnell fündig:
http://www.pinkarea.de/forum/print.php?threadid=966&boardid=29&styleid=3&sid=c40fe7d461805f559b216dfd271d7900&page=1

In diesem Forum gab es schon erste Hinweise auf Pinks Drogenprobleme, ich brauchte also nur noch den entsprechenden Artikel suchen und wurde auf dieser Fanseite fündig:
http://www.beepworld.de/members44/pinkis-page/pink.htm
Auszug:

„F: Wie alt warst Du, als Du anfingst Drogen zu nehmen?
A: Dreizehn. Elf
wenn man Gras dazurechnet. Ich habe früh angefangen, aber es ist gut, weil ich
auch früh aufgehört habe. Ich könnte allen möglichen Scheiß machen, aber es
reizt mich überhaupt nicht.
F: Hast Du alles probiert?
A: Fast. Als ich 15 war
starb ein guter Freund an einer Überdosis Heroin. Soweit würde ich niemals
gehen.
F: In der Schule hast Du mehrere Referate darüber geschrieben, Marihuana
zu legalisieren. Stimmt es, daß Du seit 1995 keine Drogen mehr genommen hast?
A:
Ich betrachte Marihuana nicht als Droge. Es ist eine Pflanze. Es kommt von der
Erde. George Washington hat es geraucht“


Soso. Madame ist sogar eine Befürworterin von Drogen, hat fast alles ausprobiert und Marihuana ist für sie das harmloseste von der Welt. Dann stellt sich mir die Frage, ob es sich anbietet, el Presidente für seine Drogenprobleme zu verurteilen und es weltweit als Argument gegen seine Politik zu propagieren. Ich denke nicht. Aber weiter im Text.
In Strophe 5 taucht mehrmals der Begriff „hard work“ auf, z.B. „Let me tell you 'bout hard work“.
Sie möchte Bush also erzählen, was harte Arbeit bedeutet. Aber weiß sie eigentlich selbst was das bedeutet? Schauen wir wieder auf die Seite von oben:

„F: Bereust Du es, daß Du die Schule abgebrochen hast?
A: Nicht eine
Sekunde. Erziehung ist wichtig, aber sie zielt nicht unbedingt auf künstlerisch
veranlagte Leute.“

„F: Gibst Du lieber oder nimmst Du lieber?
A:
Ich nehme lieber. Ich werde immer nehmen.“

„Kein glattes, Pop Idol
(Anspielung auf Pop Idols = DSDS) – mäßiges Sprungbrett zum Erfolg für diese
einzigartige Bewohnerin der drogen- und kriminalitätsgerüttelten Straßen von
Central Philadelphia.“

„”Ich hab soviel Streß bekommen als ich noch
jünger war” erzählt mir die 23jährige: „Ich lebte in einer Scheißstadt umgeben
von engstirnigen Individuen. Für Kinder und Jugendliche gab es dort nichts zu
tun.“

Einige Beispiele. Schule abgebrochen, um anschließend auf den Straßen abzugammeln und sich selbst zum Mittelpunkt des Lebens erklären. Und dann will sie uns von harter Arbeit und Familien, die für ihre Kinder sorgen müssen erzählen? Ich finde auch dieses Beispiel wieder nicht sehr passend.

Wieder in Strophe 4 heißt es „What kind of father would take his own daughter's rights away?”. Sie versucht also ein Bild dessen zu vermitteln, wie ein Vater sich zu Verhalten hat. Ich bin der Ansicht, dass ein Vater-Kind Verhältnis auch auf gegenseitigem Respekt beruhen sollte, bevor man Forderungen stellt. Schauen wir uns wieder das Interview an:

„”Meine Eltern versuchten mich zu beeinflussen, aber das hat nicht
funktioniert. Keiner konnte mir etwas vorschreiben. Ich hätte gesagt „Wer bist
du? Leck mich!”


Weiterhin versucht sie in ihrem Lied den Pazifismus zu propagieren. Sollte man dann nicht auch selbst pazifistisch leben? Ich weiß nicht, ob das hier der Fall ist:

„F: Wann hast Du das letzte mal geschlägert?
A: Das ist eine Zeit lang
her. Wollen und es wirklich tun ist ein großer Unterschied. Wenn ich keine Angst
vor Prozessen hätte, dann lägen zwei Kerle von letzer Nacht noch immer
ohnmächtig am Boden. Wir gingen in eine Bar in Boston und dieser besoffene Typ
fuhr mit seinen Fingern durch meine Haare. Dann hat er mein Bier geklaut. Um es
kurz zu machen, er sagte, "In meinem Land –." Und ich sagte, "In meinem Land ist
es ok Leute mit dem Billiard Queue auf den Kopf zu schlagen.““

Das lasse ich an dieser Stelle unkommentiert.

Und so könnte ich noch weitere Beispiele bringen, wo sich in dem Songtext Parallelen zu ihr selbst finden lassen. Meine Meinung ist folgende:
Wenn ein Künstler politisch aktiv wird, sollte dies auch auf der politischen Ebene ablaufen und nicht das Privatleben von Politikern als Grundlage genommen werden, um seine politischen Aktivitäten zu verurteilen. Dafür gibt es bei George Bush meiner Ansicht nach ausreichend politische Angriffspunkte. Außerdem sollte man, wenn man einen Standpunkt vertreten will darauf achten, dass man seine Glaubwürdigkeit nicht dadurch verliert, dass man kritisiert, was man selbst tut, frei nach dem Sprichwort „Erstmal vor der eigenen Haustür kehren“. Wie schätze ich dieses Lied ein? Ich denke hier wurde in aller Eile ein Songtext zusammen geschustert, der nach Ansicht das Autors die allgemeine öffentliche Meinung trifft, um auf den fahrenden Zug der Künstler aufzuspringen, die George Bush kritisieren. Macht sich ja auch gut...und Geld verdienen kann man damit auch. Solange die kreischenden Kinder im Publikum einem glauben, was man da erzählt. Perfekt. Dann hat P!NK genau erreicht, was sie in den Interviews oben deutlich macht: „Ich bin der Mittelpunkt des Lebens und niemand darf mir sagen, was ich tun darf“ – genau wie George Bush!
Dear Mrs. Moore,
how do you walk with your head held high?

Dear Mrs. Moore,
You'd never take a walk with me.
Would you?

(Dieser Text spiegelt lediglich eine persönliche Meinung des Autors wieder.)

Donnerstag, August 02, 2007

Doping

Das ganze Gerede über Doping im Rahmen der diesjährigen Tour de France hat mich nachdenklich gemacht. Offensichtlich nehmen so gut wie alle Radsportler verbotene Mittel, was eigentlich zur Folge hätte, dass man alle Sportler disqualifizieren müsste.

Warum dreht man den Spieß nicht einfach um? Lasst die Sportler dopen!

Es gäbe auf einmal ganz neue Möglichkeiten: Rasmussen, Vinokourov, Mayo und Co. könnten sich in neuen Teams zusammenfinden – je nachdem, mit welchen Substanzen sie gedopt haben. Die neu erstellten Teams würden dann nicht mehr „Team CSC“ oder „Team Milram“ heißen, sondern würden aussagekräftigere Namen wie etwa „Team EPO“, „Team Blutdoping“ oder auch „Team Testosteron“ tragen. Die Fahrer der Teams dürften dann nicht nur, sie wären sogar dazu verpflichtet, eine bestimmte Menge des Dopingmittels zu sich nehmen, bevor sie das Rennen fahren würden. Nur dann ist schließlich eine Chancengleichheit innerhalb des Teams gewährleistet. Dass einige Teams wiederum Vorteile vor anderen haben, liegt in der Natur der Sache. Doch in der Formel 1 ist das nicht anders: Während ein Super Aguri wohl kaum gegen einen Ferrari oder McLaren gewinnen kann, so hat etwa das „Team Amphetamin“ nicht so gute Chancen auf den Sieg wie die Konkurrenten aus dem „Team EPO“.

Die Vorteile liegen auf der Hand: Pharmakonzerne könnten die Teams sponsern, um neue leistungsfördernde Produkte an Radsportlern zu erproben. Durch die unterschiedlichen Teams und deren Erfolge mit den verschiedenen Dopingmitteln würde auch Otto Normalverbraucher sofort erkennen können, welches Produkt besonders leistungsfördernd ist. An gesundheitsbedingten Ausfällen der Fahrer könnte der Zuschauer auch gleich die Nebenwirkungen der Medikamente erkennen – das ist einprägsamer als jeder Beipackzettel!

Kurz gesagt: Jeder wäre zufrieden: Die Sportler dürfen dopen, die Pharmaunternehmen können unter Wettkampfbedingungen neue Substanzen am Menschen testen und die Zuschauer sehen wieder einen fairen Wettbewerb!

Samstag, Juli 07, 2007

Quasi zum Quasidrat

Wenn man quasi ganzen Tag mit Menschen aufeinander hockt, fallen einem die merkwürdigsten Ticks, zum Beispiel sprachlicher Natur an ihnen auf, die ihnen vorher gar nicht bewusst waren. So bin ich derzeit im Klausurstress und man trifft sich quasi täglich zum lernen. Heute wurde mir dabei vor Augen geführt, wie häufig ich das quasi nichts sagende Wörtchen „quasi“ in Erläuterungen jeglicher Art verwende. Anfangs machte man mich verwundert, dann amüsiert, später zunehmend genervt und ab Zeitpunkt X (X beliebig aber fest, auf die Bezeichnung kommt es nicht an!) quasi gewohnheitsmäßig darauf aufmerksam, wenn ich dieses kurze Wörtchen benutzte.
Das löste bei mir den Effekt aus, dass ich mir des Ticks bewusst wurde und je stärker ich mich darauf konzentrierte, das Wort nicht zu verwenden, ich es quasi immer häufiger verwendete. Ich konnte mich quasi nicht dagegen wehren, „quasi“ zu sagen. Ich war nahezu peinlich berührt und vermied es quasi schon komplett zu sprechen, außer es war absolut notwendig. Sprachwissenschaftler vor: Wer kann mir sagen, woran es quasi liegt, dass Menschen solche Ticks haben und was kann ich dagegen unternehmen? Und was würde mir die Psychologenfraktion raten, wie ich damit umgehen soll. Muss ich mich damit verstecken? Oder könnte es quasi auch sein, dass meine Gegenüber sich einfach nur zu stark darauf konzentrieren und damit quasi selbst eine Art Tick haben, anstatt es einfach zu ignorieren?
Ich meine, genauso könnte man sich doch auf die Verwendung von Wörtern wie „die“ oder „ich“ konzentrieren (Ich male mir schon aus, wir mir quasi aufgrund der häufigen Verwendung des Wortes „ich“ Egoismus bescheinigt wird...).
Der Duden beschreibt „quasi“ als Wort lateinischen Ursprungs, welches äquivalent mit „gewissermaßen“, „gleichsam“ oder „sozusagen“ verwendet werden kann. Das macht es ideal für relativierende Aussagen in Erläuterungen, wenn etwas nicht exakt der Fall ist aber annähernd, eben quasi so ist. Damit hat es quasi eine absolute Daseinsberechtigung!
Das nur, um mir meinen quasi aufgestauten Frust von der Seele zu schreiben.

Abschließend möchte ich noch ein paar Arbeitsaufträge vergeben:

Für die genervten Ticksucher unter euch:
Suchen Sie alle „quasi“ in diesem Blog und ersetzen Sie sie sinngemäß und passend mit „gewissermaßen,“, „gleichsam“ und „sozusagen“. Fühlen sie sich glücklich, drucken sie die korrigierte Fassung aus und werfen Sie sie in den Papierkorb.

Für die Weltverbesserer:
Machen Sie sich schlau, welche Auswirkungen Ticks auf den Charakter eines Menschen haben und suchen Sie Lösungsansätze, um anschließend das Gefühl zu haben, mir geholfen zu haben.

Für die Sprachwissenschaftler:
Forschen sie nachdem Ursprung sprachlicher Ticks in der Entwicklung des Menschen und vergleichen sie gängige Ticks deutscher Sprache mit denen anderer Sprachkreise.

Für Waldorf-Schüler:
Zähle alle „quasi“ in diesem Beitrag, male ein hübsches Bild dazu und erhalte einen Keks!

Für Emo’s:
Erkenne die Ungerechtigkeit an der Sache, schreibe ein Gedicht darüber und setze dich anschließend in die Ecke und rede dir ein, wie schlecht die Welt ist.

Für die gelangweilten Studenten:
Gründet eine weitere StudiVZ Gruppe zum Thema „Ticks“, benennt sie „Ich bin quasi Dauernutzer des Wortes ‚quasi’“ und schickt sie an alle eure Freunde, auf dass 50000 Leute in die Gruppe eintreten!

Für die ganz normalen Leute unter euch, die sich über so was im Normalfall keine Gedanken machen:
Lest euch den Beitrag durch und schmunzelt!

Das war das Wort zum Sonntag.

Freitag, Juni 08, 2007

Die Kuh macht „Kuuuh!“

Als Biologe hat man es nicht einfach. Ständig muss man sich mit irgendwelchen Dingen rumplagen, denen der Rest der Bevölkerung nur ein müdes Lächeln abgewinnen kann. Zu diesen Dingen zählt sicher auch das Bestimmen von Pflanzen & Tieren. Ganz besonders „nervig“ geben sich hierbei die Pflanzen mit ihren wenig eindeutigen Merkmalen. Wir wären aber keine angehenden Akademiker, wenn wir keine sinnvollen Änderungsvorschläge hätten! Also kam einem Kommilitonen von mir die Idee: Warum nicht die Genetiker, die wahren Künstler der Neuzeit, einspannen? Sollen die durch genetische Manipulation der Pflanzen dafür Sorgen, dass jeder den Namen der Pflanze auf den Blättern dieser in großen Lettern lesen kann! Man stelle sich vor, auf den Blättern der Pflanzen stünden Wörter wie „Ahorn“ oder „Vogelbeere“. Der positive Effekt z.B. bei Giftpflanzen wie letzterer wäre enorm.(Wie wir uns die Lösung des Problems gedacht haben, lass ich aus Gründen der Lesbarkeit des Artikels lieber außen vor, Stichwort „Chlorophyllumschichtung“!). Damit wäre sicher auch dem Rest der Welt geholfen. Was bei Pflanzen geht, soll auch bei Tieren gehen, fanden wir. Aber da wollten wir es uns noch etwas einfacher machen. Warum sollten die Tiere uns ihren Namen nicht einfach SAGEN? Die meisten Tiere geben doch eh schon für uns völlig sinnlose Laute von sich.


Beispielsweise könnte das „Muuuh!“ der Kuh doch leicht in ein „Kuuuh!“ umprogrammiert werden, der Hund würde statt nervtötenden „Wuff!“- und „Kläff“-Lauten die Leute in Zukunft mit einem „Hund! Hund!“-Gebell begrüßen. Dieses System hat sich doch schon bei den Pokémon bewährt und hätte zum Beispiel für Kinder einen hohen Wiedererkennungswert.
Auch Eltern ginge es besser, müssten sie sich bei der Erziehung ihrer Kinder nicht mit Lernspielen der Art „Wiiiee macht die Kuuuuh?“ herumplagen, eine echte Zeitersparnis für arbeitende Eltern!
Auch bei vergleichsweise lässigen Vertretern wie dem „Faaauuuuultier“ könnte man sich durchaus vorstellen, wie es seinen Namen dahergähnt, was sogar noch etwas humorvolles hätte. Selbst Meeresbewohner sind nicht außen vor. Neuste Forschungen belegen, dass Fische mit Hilfe ihrer Schwimmblase und Kiefer Töne erzeugen können, über die sie kommunizieren. Was heute noch wie ein „Blubb“ klingt, könnte, vorrausgesetzt wir können den Schall verstärken, doch wesentlich anschaulicher wie ein „Barrrracudaaa“ oder „Thunfisch“ klingen, was mit einen dezenten spanischen Dialekt diese Fischarten sicherlich viel einprägsamer machen würde. Und auch eher exotische Meerestierformen wie die Schwämme hätten ihren Teil beizutragen, weiß doch jedes Kind seit „Spongebob“, wie überkommunikativ diese Tierformen sich geben.
Klingt also insgesamt nach einem Erfolgsrezept. Bei näherer Betrachtung ergeben sich dabei aber auch Probleme, womit noch nicht einmal gemeint ist, wie schwer es werden dürfte, die egoistischen Katzen davon zu überzeugen, ihr klangvolles „Miauuuu“ durch ein etwas hektisch klingendes „Katze Katze Katze!“ zu ersetzen. Gemeint sind ernsthafte Probleme. Was, wenn der Hahn nicht mehr „Kikkeriki“ krächzt, sondern uns morgens mit einem voluminösen, einem barbarischen Kampfschrei ähnelndem „HAAAHNNN!“ wecken würde. Wird die Sonne dann in Zukunft überhaupt noch aufgehen? Und überhaupt würde das wieder die Feministinnen aufmarschieren lassen, weil „Hahn“ eine maskuline Form ist und die weiblichen Hühner benachteiligt werden. Das wäre aber auch umgekehrt der Fall, wenn der stolze Bulle sich plötzlich mit einem „Kuuuh!“ bemerkbar machen müsste. Er würde sich dies sicher nicht lange Gefallen lassen. Über weitere Probleme & Kosten, die sich dadurch ergeben, jedem Tier seine Landessprache mit entsprechendem Dialekt beizubringen, will ich an dieser Stelle noch nicht einmal nachdenken. Aufgrund der oben aufgeführten Probleme dürfen wir sicher noch etwas länger nervige Tierlaute wie „Üüüühühühüüü“, „Kräääh“ oder „Törööö“ anhören, jedoch sollten wir das Potential dahinter erkennen! Bis die Probleme beseitigt sind, müssen die Biologen und Nicht-Biologen dieser Welt sich wohl weiter besonders einprägsame Namen wie Mytilus edulis alias Miesmuschel einprägen und ich seh’ mich in ca. 2 Jahren schon mit meiner zukünftigen Nichte/meinem zukünftigen Neffen „Wiiiie macht die Kuuuuuuh?“ oder „Der Esel macht?“ spielen.

Aber: Machen wir das nicht gerne?

Montag, Mai 21, 2007


Ein Tag aus dem Leben des Niki Lauda

Niki Lauda war wieder mal dabei, ein Formel-1 Rennen zu moderieren. Er musste die ganze Zeit daran denken, wie seine Frau ihm heute morgen die Hölle heiß gemacht hatte, weil er vergessen hatte, die heiße Herdplatte auszumachen.
Nun versuchte er, sich davon abzulenken, indem er in Vorfreude auf die Feuerzangenbowle, die es am Abend geben sollte, Michael Schumacher anfeuerte. In der Meisterschaft ließ er nichts mehr anbrennen. Er brauchte nur noch dieses Rennen zu gewinnen und lag mit seinem brandneuen Ferrari, angetrieben durch einen Verbrennungsmotor, an erster Position.
Es interessierte ihn aber brennend, wie seine Frau darauf gekommen war, dass er es war, der die heiße Herdplatte angelassen hatte – eigentlich hatte er ein feuerfestes Alibi. Aber das war ihm egal, Hauptsache seine Frau machte ihm was Schönes zu Essen warm – vielleicht sogar was Flambiertes? Naja, dachte Niki, meistens brennen die Sachen bei ihr ja sowieso an. Mit ihr war es immer wie ein Lauf über glühende Kohlen gewesen. Vielleicht sollte er ihr mal so richtig Feuer unterm Hintern machen, damit es zur Hölle noch mal vernünfige Sachen zu Essen gab – geräucherten Aal, Backfisch, Schmorbraten? Oder diese heißen Würstchen, bei denen man die Haut abpellen musste? Genug Kohle hatte sie, um es sich zu leisten, schließlich waren die Firestone-Reifen an ihrem Wagen brandneu! Aber im Grunde war Niki mir seiner Frau glücklich, sie war für ihn immer ein Fels in der Brandung gewesen.
Auf dem Nachhauseweg glühte Niki schon vor Aufregung, sodass er mit seinem Wagen erstmal einen heißen Burnout mit viel Qualm und Rauch hinlegte und danach heizte wie ein Besengter.
Zuhause gab es Pellkartoffeln mit Bratensoße. Danach wechselte Niki eine ausgebrannte Glühbirne aus und zündete sich erstmal eine Zigarette an. Seine Frau sagte immer, er solle mit dem Rauchen aufhören, davon würde die Haut altern und ganz runzelig werden.
Er musste an den letzten heißen Sommer am Strand denken, den er mit Freunden verbracht hatte: schön mit Lagerfeuer abends, und tagsüber am Strand die Brandung begucken und in der Sonne braten. Danach hatte er auch etwas Sonnenbrand bekommen, aber egal. Er setzte sich an seinen PC (er hatte übrigens eine Firewall), um die heißesten Momente auf CD zu brennen.
Abends, als er seine Freunde zur Feuerzangenbowle empfing (es gab auch Weinbrand), herrschte erstmal angeheizte Stimmung, was nicht nur an der Schwüle im Zimmer wegen der hochgedrehten Heizung lag: einer von Nikis Freunden war gefeuert worden. Und überall wurde es brühwarm herumerzählt. Tja, an so einem riskanten Job konnte man sich leicht die Finger verbrennen, das wussten sie schon vorher. Das ganze war ein Spiel mit dem Feuern gewesen. Die Schwüle im Raum trug nur noch mehr dazu bei, dass die Gemüter zu brodeln anfingen wie Vulkane kurz vor dem Ausbruch. Nikis Blick schweifte zu dem Gelbrandkäfer in der Ausstellungsvitrine mit den Insekten, als es ihn siedendheiß überkam: Er hatte schon wieder die Herdplatte angelassen! Ob seine Frau das erfuhr? Naja, was sie nicht weiß, macht sie nicht heiß!
Erstmal hatten sie genug über Probleme bei der Arbeit geredet, und Niki wollte nicht noch weiter Kohlen ins Feuer legen, um den Konflikt zu schüren. Nach all dieser Aufregung wurde ihm beim Gedanken an die leckere Feuerzangenbowle wieder warm ums Herz. Er probierte sie auch gleich als Erster. Sie war schön heiß, genau, wie er es mochte, das ging ihm direkt unter die Haut. Im Radio hörten sie gerade Oldies, es kam „Tanze Samba mit mir“ ... „du bist so heiß wie ein Vulkan!“ hörte Niki grade heraus. Danach kam Werbung für irgend so eine Hautcreme, danach noch „Ring Of Fire“.
Der erste Teil der sinnlosen Geschichten beginnt mit einem Klassiker:

Der Herr der Ringe


Frodo Beutlin saß gerade sinnlos im Auenland herum und faulenzte. Er versuchte hier draußen, wieder einen klaren Kopf zu bekommen, nachdem er auf einer Riesenzeltfete zusammen mit seinem Kumpel Sam, Merry, Pippin und ein paar heißen Mädels die Nacht durchzecht hatte. Sie hatten gesoffen wie die letzten Elche, obwohl sie alle noch nicht mal eins fünfzig groß waren. Aber keine Sorge – Frodo war ein Hobbit, da war diese Körpergröße normal.
Die Hobbits lebten im Auenland, einem Land mit grünen, langweiligen Wiesen, so weit das Auge reichte. Die Hobbits selbst fristeten ihr Dasein in Erdhöhlen mit runden Eingängen. Diese Höhlen waren aber keineswegs irgendwelche tropfsteinhöhlenartige, dunkle Gruften, sondern richtig schnieke Wohnungen. Um sich die Zeit zu vertreiben und wenigstens ein bisschen Abwechslung im Alltag zu bekommen, gaben alle Hobbits sich regelmäßig – das heißt so ungefähr den ganzen Tag – alkoholischen und anderen volksdrogentechnischen Genüssen hin: Sie rauchten Zigarre wie die letzten Elche, soffen wie Kamele und liefen auch dementsprechend rum: Tagsüber sah man die Hobbits meist, so wie Frodo jetzt, draußen im Wäldchen herumlungern oder lustlos und mit verwahrloster Erscheinung irgendwo im Graben rumliegen. Alkoholvergiftungen waren nicht nur an der Tagesordnung, nein, man galt auch als Lusche und wurde aus dem Volk der Hobbits exkommuniziert, wenn man nicht mindestens dreimal im Monat eine Alkoholvergiftung hatte und mindestens einmal morgens in einem Graben aufgewacht war. Wenn man sich nach einer Fete verlief und in einem 50 Kilometer entfernten Sumpf steckenblieb, gab es dafür Extrapunkte, genau wie fürs Flitzen. Im Auenland gab es sogar eine Rangliste der besten Säufer, und jeder Hobbit, der etwas auf sich hielt, versuchte, auf dieser Rangliste so weit wie möglich nach oben zu steigen. Frodos Onkel, Bilbo Beutlin, lag auf dieser Rangliste auf Platz eins – worauf Frodo nicht unstolz war. Er selber lag höchstens im unteren Mittelfeld, doch in letzter Zeit hatte er aufgeholt und 50 Plätze gutgemacht. Sein Onkel lobte ihn dafür.
Die Hobbits hatten übrigens alle Namen, die irgendwas mit Alkohol zu tun hatten – „Beutlin“ leitete sich aus „Kotzbeutel“ ab, den man hierzulande manchmal benutze, um den Mageninhalt irgendwo unterzubringen. Die verschiedenen Clans der Hobbits wie die Kotzkrampfs, Torkels, Abstürzers - und wie sie alle hießen - lagen im direkten Konkurrenzkampf miteinander und bildeten jeweils eine Art Team. Am Ende jeder Saufsaison gab es neben der Siegerehrung für die besten Trinker auch eine Clan-Wertung, in der die Kotzkrampfs der stärkste Konkurrent der Beutlins um Platz 1 waren. Trotz dieser Rivalitäten war es Sitte, auch konkurrierende Clans zu einem Fest einzuladen – sonst wurde man wegen unlauterem Wettbewerb disqualifiziert. Jeder Hobbit musste mit den gleichen Bedingungen ins Rennen gehen, dazu gehörte auch, dass kein Hobbit geheime Feste organisierte, auf denen sich die eigenen Clanmitglieder einen Vorsprung heraussaufen konnten.
Und so ein Fest stand auch demnächst wieder an: Bilbo Beutlin feierte in ein paar Tagen seinen einhundertundelften Geburtstag! Einhundertundelf – das war für einen Hobbit ein ungewöhnlich hohes Alter. Bilbos Erfolg beim Saufen hatte er wahrscheinlich auch seiner jahrelangen Erfahrung in diesem Gebiet zu verdanken.
Während Frodo nun so im kleinen langweiligen Wäldchen vor dem Dorf saß und versuchte, seinen Rausch auszuschlafen, hörte er plötzlich ein vertrautes Geräusch von dem kleinen Waldweg her: ein leises Dröhnen und Wummern. Es war sehr rhythmisch und schnell und wurde mit jeder Sekunde lauter. Frodos vom Kater gezeichnetes Gesicht wurde plötzlich lebendig – in freudiger Erwartung auf noch mehr Alkohol! Denn dieses Wummern, diese Musik – das konnte nur eins bedeuten: Gandalf war da!
Frodo sprang auf und eilte, so schnell wie es ihm in seiner derzeitigen Verfassung möglich war, zum Rand des kleinen langweiligen Wäldchens, bis er den langgezogenen kleinen Sandweg im Blick hatte. Dieser Weg war die Verbindungsstraße zum nächsten Getränkemarkt, wo sich faule Hobbits Hochprozentiges holten. Der meiste Alkohol war selbstgebrannt und höchstwahrscheinlich giftig – auf jeden Fall hatte es schon einige Todesfälle und Erblindungen gegeben. Die Schnapsleichen wurden wie Mehrtürer, sorry, Märtyrer verehrt, und Erblindung gab eine Menge Punkte in der Meisterschaft. Leider hatten weder Frodo noch Bilbo es geschafft, blind zu werden.
Frodo blickte nun den Sandweg hinab und sah nur wenige hundert Meter entfernt einen kleinen Holzkarren, der von einem alten Esel gezogen wurde. Der Karren kroch langsam über den Sandweg. Die Zügel wurden von einem alten Mann gehalten, der einen langen grauen Bart trug und einen grauen Mantel anhatte. Über das Gesicht hatte er einen großen grauen Schlapphut gezogen. Und auf dem Karren – eine Riesenmusikanlage, aus der Technomucke wummerte und den Boden im Umkreis von 500 Metern zum Vibrieren brachte! Die Tiere, die sich in ihren Erdhöhlen versteckt hatten, wurden von dem Lärm taub und irrten orientierungslos umher, die Vögel fielen reihenweise von den angrenzenden Bäumen. Das war Gandalf, der Zauberer!
Frodo eilte lachend und freudig auf den Karren des Magiers zu, der sich gerade einen Schluck aus einer Kornflasche genehmigte und zu der Musik headbangte. Während er das tat, bemerkte er Frodo. Ein Lächeln huschte über sein faltiges, Gesicht und er stellte per Fernbedienung die Musik ein wenig leiser.
„Hey, Frodo, du Sau! So sieht man sich auch mal wieder!“
Gandalfs Stimme klang alt und weise, aber kräftig. Und das, obwohl er dem Flascheninhalt nach zu urteilen schon fast eine ganze Flasche Korn aufhatte.
„Gandalf, du alter Sack!“ schrie Frodo lachend und sprang auf den Karren des Zauberers auf.
„Dich hab ich hier im Auenland schon ewig nicht mehr gesehen! Was treibst du hier, du alter Sack?“
„Was wohl?“ meinte Gandalf mit einem Lächeln und hob die Kornflasche ein wenig. „Saufen natürlich!“ Er lachte.
„Dein Onkel Bilbo hat doch demnächst Geburtstag. Ist doch dein Onkel, oder? Is ja auch egal!“ meinte Gandalf und nahm noch einen Schluck.
„Das ist doch ne geile Gelegenheit, sich mal wieder zünftig die Hucke vollzukippen!“
„Hey, Gandalf!“ meinte Frodo mit einem Blick nach hinten auf den Karren. Sie mussten immer noch schreien, um sich bei der lauten Mucke verstehen zu können.
„Was ist denn das für ne phatte Anlage?“ fragte Frodo und nickte nach hinten.
Gandalf musste ein schelmisches Schmunzeln unterdrücken und meinte mit stolzer Stimme:
„Fünftausend Watt Bassmachine, Alter!“
Frodo und Gandalf lachten fröhlich, als Frodo nach hinten griff und sich ein Bier aus einer Kiste holte.
„Ich darf doch, oder? Hab schon ewig nichts mehr getrunken. Ist schon Stunden her!“
„Da fragst du noch, Alter? Natürlich darfst du! Sauf, bis dir die Bluse dampft, sag ich dir!“
Frodo hielt Gandalf die geschlossene Bierflasche hin. Dieser meinte, er hätte keinen Flaschenöffner. Doch mit einem geeigneten Zauberspruch gelang es ihm, den Deckel von der Flasche zu zaubern, sodass Frodo an das erfrischende, kühle Nass gelangen konnte.
Gandalf und Frodo waren Freunde geworden, nachdem Gandalf schon ein paar Mal dessen Onkel Bilbo besucht hatte. Es war selten, dass die Hobbits Besuch bekamen, denn sie teilten ihren Alkohol nur ungern mit Nicht-Hobbits. Besuch von Zauberern war sogar äußerst selten, und das lag nicht nur daran, dass es so wenige von ihnen gab: Zauberer galten als arrogante Anti-Alkoholiker, die sich immer für etwas Besseres hielten. Doch mit Gandalf war das etwas anderes, er brachte sich seinen Stoff selber mit und gab sogar immer etwas davon ab.
Gandalf meinte nun mit einem Augenzwinkern zu Frodo:
„Wolln wir mal so´n bisschen Stoff geben? Mal sehen, was die Karre hier unter der Haube hat!“
Frodos Augen glänzten.
„Ja, Geilomat! Drück mal so richtig drauf!“
Gandalf zog einmal an den Zügeln, wobei der Esel ein ungewöhnlich lautes Brummen und Röhren von sich gab.
„Jetzt pass ma auf!“ lachte Gandalf und nahm noch einen tiefen Schluck aus der Buddel, bevor er nochmals an den Zügeln zog!
Die Beine des Esels drehten mit einem lauten Quietschen durch, bevor Gandalf und Frodo von der gewaltigen Kraft der Beschleunigung nach hinten gedrückt wurden. Kurz darauf raste der Karren über den holprigen Sandweg und war schon kurz darauf beim Hobbit-Dorf angelangt. Auf dem Weg dorthin hätten sie beinahe einige Kinder und auch eine alte Oma überfahren.
„So, Alter, ich muss mal was mit Bilbo bequatschen. Am besten, du gehst erstmal woanders weitersaufen.“ meinte Gandalf und reichte Frodo eine Kiste Bier.
„Hier! Kannste mitnehmen!“
„Hey, danke, Gandalf! Du bist echt cool!“
Frodo nahm die Kiste dankend an und machte sich vom Acker.
Gandalf war von seinem Karren abgestiegen und schritt auf den Eingang von Bilbos Erdhöhle zu. Am runden, kleinen Tor angekommen, klopfte er mit seinem Zauberstab dreimal. Von drinnen war bald darauf eine verschlafene und ärgerliche Stimme zu hören.
„Verpiss dich, du Wichser! Kann man hier nich mal in Ruhe seinen Rausch ausschlafen?“
Gandalf grinste. Bilbo tat alles, um dieses Jahr wieder auenländischer Saufmeister zu werden. Er holte geräuschvoll noch eine Kiste Bier von seinem Karren und legte 2 Flaschen Schluck oben drauf.
„Hey, ich bring Alk mit, Alter! Hier ist Gandalf! Komm, mach auf, dann können uns mal wieder zusammen einen reintun!“
Im Haus war es einen Moment lang still. Dann hörte man Gerumpel. Irgendetwas fiel klirrend um, eine Stehlampe oder so wahrscheinlich.
„Scheiße.“ hörte man eine gedämpfte Stimme fluchen. Dann Geräusch von klimperndem Glas direkt hinter der Tür. Bilbo schob gerade mit dem Fuß herumliegende Bier- und andere Flaschen beiseite, die die Tür blockierten.
Endlich öffnete sich die quietschende Tür, und ein gebückter, verschlafener und zerzauster Bilbo Beutlin stand vor Gandalf. Aus der Höhle drang ein stechender Alkoholgeruch.
„Tach, Gandalf!“ meinte Bilbo verschlafen. Mit winizgen Augen, unter denen gewaltige Augenringe sichtbar waren, erblickte er die Bierkiste mit dem Schnaps, die Gandalf in den Händen hielt. Sofort erhellte sich Bilbos Miene.
„Komm rein, alter Kumpel.“ meinte er, öffnete die Tür noch ein wenig weiter und machte Gandalf Platz, damit der den Alkohol ins Haus tragen konnte. Dabei musste beide immer wieder aufpassen, damit sie nicht über die verteilten Flaschen stolperten oder in Scherben, Kotzflecken und ähnliches traten. Beide waren diesen Anblick von Bilbos Wohnung jedoch schon gewöhnt – in nahezu jeder Hobbit-Wohnung sah es so aus.
Als beide sich an den Tisch gesetzt hatten und eine Flasche Alkohol in der Hand hielten, begann Gandalf zu sprechen:
„Du weißt, warum ich hier bin, oder?“
Bilbo sah ihn ein wenig verschämt an.
„Ja, ich glaube, schon. Es ist... es ist... der Ring, nicht wahr?“
Gandalf sah ihn erstaunt an.
„Was laberst du da, Alter? Ring?“
Dann erinnerte sich Gandalf. Da gab es doch eine Legende über einen Ring... einen unheimlich mächtigen Ring. Und Bilbo war im Besitz dieses Ringes. Aber das war im Moment nebensächlich!
„Ach, der Ring!“ meinte er lachend.
„Jetzt weiß ich, was du meinst! Den gibt’s ja auch noch. Nee, nee, Alter, deswegen bin ich eigentlich nich hier. Ich wollte nur mal wieder ordentlich saufen und mit dir deinen Geburtstag feiern! Aber wenn ich schonmal hier bin, kann ich ja eigentlich auch gleich diesen Ring mitnehmen. Der ist nämlich saumächtig.“
Das stimmte. Dieser Ring war wirklich saumächtig. Er besaß nämlich die einizgartige Fähigkeit, den Träger unglaublich high zu machen! Er war besser als jeder in Mittelerde bekannte Stoff. Die mehr oder weniger negative Nebenwirkung war natürlich, dass der Ring süchtig machte. Außerdem hatte er noch weitere Nachteile, die euch Gandalf jetzt erzählen wird.
„Dieser Ring... du darfst ihn nicht mehr benutzen, Bilbo!“ sagte Gandalf ernst.
„Du darfst nicht vergessen, dass du nicht der rechtmäßige Besitzer des Rings bist. Der gehört gar nicht dir! Und der Ring will zurück zu seinem Besitzer. Er will zurück zu ihm!“
Bilbo lief auf einmal ein kalter Schauer über den Rücken.
„Ja, Bilbo, du weißt, von wem ich rede. Der Herrscher über das unglaublich böse Land Mordor, der Herrscher der Finsternis! SAURON!“
Gandalf machte eine kurze Atempause, um den Namen wirken zu lassen. Doch da Bilbo ihn schon kannte, war er nicht sonderlich schockiert. Es ärgerte ihn nur, dass Gandalf ihn andauernd daran erinnerte, dass der Ring Sauron gehörte. Bilbo selbst hatte ihn lediglich auf einer seiner früher zahlreichen Reisen in den Bergen gefunden und ihm der merkwürdigen Kreatur Gollum abgeluchst. Früher war Bilbo oft in Mittelerde herumgereist, da der erste Preis bei der jährlichen Saufmeisterschaft (neben dem Ansehen natürlich) eine Weltreise war. So lernte Bilbo auch Gandalf kennen. Die beiden waren vom selben Schrot und Korn – beide betranken sich gerne und rauchten auch gerne mal einen Joint. Nach 29 Weltreisen hatte Bilbo schon ganz Mittelerde mit all seinen merkwürdiden Bewohnern kennengelernt, und schließlich fand er ihn – den Ring. Seitdem hatte Bilbo keine Reise mehr unternommen. Stattdessen hütete er den Ring wie einen Schatz und benutzte ihn auch oft, um high zu werden.
„Ich weiß, du kommst nicht mehr los von diesem Ring. Er macht dich nicht nur unglaublich high, sondern er verleiht dir auch ein unnatürlich langes Leben!“ sagte Gandalf und nahm noch einen Schluck aus einer Bierflasche.
„Du darfst aber nicht vergessen – er will zurück zu ihm, zu Sauron, seinem einzigen Herrn. Sauron ist sauböse, weil er in einer Schlacht, die schon lange, lange her ist – ich glaube, es ist schon ein Jahr her, Mensch, wie die Zeit vergeht! - diesen Ring verloren hat. Sein Finger ist ihm abgehackt worden, von keinem Geringeren als Isildor, dem damaligen König der Menschen. Doch auch er verfiel dem Ring. Anstatt ihn zu zerstören, benutzte er ihn. Auch er war nur ein schwacher Mensch, der süchtig nach dem Ring war!“
Gandalf machte eine künstlerische Pause und nahm noch einen tiefen Schluck Auenländer – so hieß das Bier!
„Das war sein Untergang. Er benutzte den Ring zu oft, er wurde so süchtig, dass er fast die ganze Zeit total high und bekifft herumlief. Eines Tages fiel er unter dem Einfluss des Ringes in eine Pfütze und ertrank, weil er zu besoffen war, um sich zu retten...“
Bilbo wollte sich verteidigen:
„Ja schon, aber was hat das mit mir zu tun? Ich bin kein schwacher Mensch! Ich bin das Saufen und Kiffen gewohnt, der Ring kann mir gar nichts!“
„Das mag sein, Alter! Doch eins hab ich dir noch gar nicht erzählt: Sobald du den Ring benutzt, kann SAURON dich sehen! Er wird die Diener der Finsternis schicken, um ihn dir abzunehmen! Er wird alles tun, um dir den Ring wieder abzunehmen. Er selbst kann nämlich nur von dem Ring high werden. Aber genug über den ollen Ring gelabert, lass uns anstoßen, Alter!“
Gandalf stieß mit Bilbo an.

Fortsetzung folgt wahrscheinlich nicht... mal sehen. Aber macht euch keine Hoffnungen.

Mittwoch, Mai 16, 2007

Neue Spezies „Homo statarius“ verwirrt Evolutionsbiologen

Die Klassifizierung eines neu entdeckten Typus Menschen bereitet derzeit den Biologen der Universität Osnabrück Kopfzerbrechen. Hierbei handelt es sich um einen Typus Mensch, der sich durch abnormale Verhaltensweisen gegenüber bisherigen Vertretern der Gattung Homo auszeichnet. Dieses abnormale Verhalten spiegelt sich darin wieder, dass dieser Typus an den unmöglichsten und unpraktischsten Stellen plötzlich stehen bleibt, was ihm den Beinamen „statarius“ einbrachte.
Langzeitstudien zufolge lässt sich diese Verhalten an verschiedensten Orten nachweisen. Vorzugsweise handelt es sich hierbei um Lokalitäten, die in großer Zahl von Individuen der Spezies h. sapiens sapiens aufgesucht werden, deren Verhalten H. statarius nachzuahmen versucht. Einige beobachtete Beispiele:
  • Plötzliches Stehen bleiben auf Treppen, vor Türen, in großen Menschenströmen z.B. auf Bürgersteigen
  • Nichtdurchgehen in überfüllten Bussen, Platzieren von Kinderwagen quer zum Ausstieg (Siehe auch Langzeitstudie zum „Busfahren“)
  • Kombinationen von beiden in durchgängig allen Altersklassen („Omas mit Trollie bleiben vor dem Busausstieg stehen.“)

Dieses abnormale Verhalten lässt auf eine Artbildung durch präzygotische Isolation in Form von Verhaltens- oder sexueller Isolation schließen. So ist H. statarius zwar in der Lage fertile (fruchtbare) Nachkommen mit Individuen der Spezies H. sapiens sapiens zu zeugen, welche aber aufgrund des abnormalen Verhaltens keine sexuellen Beziehungen zu H. statarius eingehen, wodurch Vertreter dieser Spezies gegenüber anderen sexuell isoliert sind und diese somit unter sich bleiben. Das lässt darauf schließen, dass der allopatrische Artbildungsprozess noch nicht abgeschlossen ist, das heißt, die beiden Spezies könnten sich nach überwinden der Isolation wieder vereinen oder durch Aufrechterhaltung der Barriere durch einen evolutionären Prozess unfertil werden, das heißt eine sexuelle Rekombination, was maßgeblich für gemeinsame Fortpflanzung wäre, kann nicht mehr stattfinden.
Diese Tatsache lässt einige Biologen zweifeln, ob es sich hierbei überhaupt um eine neue Spezies handelt, besagt der biologische Artbegriff doch, dass „eine Art eine Gruppe kreuzbarer Individuen ist, die als Fortpflanzungsgemeinschaft gegen andere derartige Gruppen isoliert ist“. Da beide Spezies gemeinsame fertile Nachkommen zeugen können, spricht diese Definition gegen eine neue Art und gleichzeitig doch dafür, wenn man besonderes Augenmerk den Aspekt der Isolation legt. Da es eh keinen klar definierten Artbegriff gibt, kann außerdem der evolutionäre Artbegriff hinzugezogen werden, welcher besagt, dass „eine Art eine einzelne Abstammungslinie von Vorfahren-Nachommen-Populationen ist, die ihre Identität gegen andere derartige Linien aufrechterhält und die eigene evolutionäre Tendenzen und ihr eigenes historisches Schicksal hat“. Diese Definition unterstützt die Auffassung, dass es sich bei H. statarius um eine eigene Spezies handelt und liefert gleichzeitig Hinweise zur Abstammung, denn der evolutionäre Artbegriff beinhaltet gleichzeitig die These, dass das Ende von Arten entweder durch Aussterben oder durch Aufspaltung und somit das Entstehen von mind. 2 neuen Arten erfolgen kann. Das würde nach Auffassung einiger Biologen den Schritt vom homo sapiens zum homo sapiens sapiens erklären, so hätte sich der homo sapiens seinerzeit in homo sapiens sapiens und homo statarius aufgespalten, als beide Populationen begannen, unterschiedliche ökologische Nischen zu besetzen. Dies wiederum wäre ein Kriterium für den ökologischen Artbegriff und somit eine weitere Stütze für die neue Art.
Zur Zeit befinden sich die Biologen nach der Identifikation (Festellen der Biodiversität) und der Klassifikation (Herstellen der Verwandtschaftsbeziehungen) in Phase 3 der Artbestimmung, der Explanation.(Aufklärung der Prozesse, die zur Biodiversität führten).
Das heißt es werden derzeit weitere Indizien gesucht, die für eine neue Art sprechen würden, ist den Evolutionsbiologen doch zum Beispiel noch unklar, worin der Selektionsvorteil von h. statarius bestehen könnte. Auch ist man sich derzeit noch nicht schlüssig, ob das abnormale Verhalten von h. statarius nicht eventuell auf primitive Urinstinkte zurückzuführen ist, wogegen nach einhelliger Meinung jedoch die zunehmende Verbreitung des Phänomens spricht. Auch könnte es sich hierbei lediglich um eine weit verbreitete Krankheit handeln, denkbar wäre beispielweise eine Genommutation oder ein erst spät feststellbarer neuraler Defekt, ähnlich dem Tay-Sachs-Syndrom. Mehrere Genealogen, Molekularbiologen und Genetiker suchen derzeit auf molekularbiologischer Ebene nach Antworten des Problems. Bis die Forscher zu einem entgültigen Ergebnis kommen, lautet die vorläufige Klassifizierung der neuen Spezies:

(Subregni außen vor gelassen)

Domäne: Eukarya
Reich: Animalia (Tiere)
Stamm: Vertebraten (Wirbeltiere)
Klasse: Mammalia (Säugetiere)
Ordnung: Primates (Herrentiere)
Unterordnung: Simiae (Affen)
Familie: Hominoidae (Menschenaffen)
Unterfamilie: Hominidae (große Menschenaffen)
Gattung: Homo (Mensch) Spezies: H. statarius (stehender Mensch) vgl. mit H. sapiens sapiens , (weiser Mensch)

Montag, Mai 14, 2007

Verbote heilen alle Wunden

Am Wochenende wurde mir wieder einmal bewusst, wie gern ich in unserem schönen Land lebe. Alles ist herrlich unkompliziert und die Leute sind fröhlich – so soll es doch auch sein, oder?
Was mir jedoch wirklich immer mehr auffällt, ist die Tatsache, dass sich in der Politik und in der Bevölkerung scheinbar irgendwie die Meinung fest verankert hat, dass ein Verbot das ultimative Mittel ist, um bestehende Probleme zu lösen...oder zumindest für einige Zeit vom Tisch zu schaffen, denn: Aus dem Auge, aus dem Sinn!
Ganz konkret geht es darum, dass unser örtlicher Schützenverein für das anstehende Schützenfest eine so genannte „Flatrate-Party“ geplant hatte, um den Schützenfestsamstag für die Bevölkerung wieder attraktiver zu gestalten. Die Reaktion kam prompt. Die örtliche Schule, die Gemeindeverwaltung etc. liefen Protest gegen dieses Vorhaben. Die katholische Kirche sprach sogar davon, dass man „der Versuchung widerstehen und nicht dem Satan verfallen sollte – Flatrateparties müssten auf jeden Fall verhindert werden!“. Die ganze Bevölkerung lief gegen die geplante Party Sturm, sodass dem Schützenverein natürlich nichts anderes übrig blieb, als Einsicht zu zeigen und das Ganze abzublasen. Warum das ganze Theater? Weil das Thema derzeit in den Medien aktuell ist! Irgendjemand hat mitbekommen, dass Jugendliche sich auf solchen Feten bis zum Koma besaufen, weil es einen tragischen Todesfall gab. Also kam man zu der Überzeugung, man müsse etwas unternehmen. Was wäre ihrer Meinung nach die komfortabelste Lösung mit dem geringsten Verwaltungsaufwand? Natürlich! Wir verbieten solche Parties! Aus dem Auge – aus dem Sinn. Wenn es solche Parties nicht mehr gibt, denken die Jugendlichen gar nicht erst mehr daran, sich sinnlos zu betrinken. Problem gelöst!
Ganz so einfach stellt sich die Situation meiner Ansicht nach nicht dar. Irgendwie lässt die Allgemeinheit hier bestehende Gesetze völlig aus dem Spiel. Diese besagen, dass der Verkauf von Spirituosen an Jugendliche unter 18 Jahren verboten ist, trotzdem kaufen sie Alkoholitäten jeder Art gleich an der Tanke um die Ecke und gehen munter auf die nächste Motto-Party. Hier scheint niemand daran zu denken, einmal genauer zu kontrollieren, dass bereits bestehende Gesetze auch eingehalten werden. Aber das wäre ja zu kompliziert und mit Arbeitsaufwand verbunden. Sowieso fällt mir dabei auf, dass die Leute, die sich am lautesten beschweren, diejenigen sind, die sich gleichzeitig damit rühmen, schon als 14-jährige literweise Alkohol in sich reingekippt zu haben. Außerdem sind „Flatrate-Parties“ nichts Neues, der Begriff wurde nur durch die Medien eingeführt. Auch ich habe mich schon als 15jähriger auf damals noch sog. „Und Tschüss!“-Feten betrunken. Das heißt natürlich nicht, dass Jugendliche einen Freifahrtschein zum sinnlosen Besaufen erhalten sollen, aber ich lebe auch noch! Und auch unsere Eltern, die hier nach Verbot schreien, leben noch!
Das Problem der zunehmenden Verbote ist ja auch nicht neu. Es ist erst einige Wochen her, dass wieder einmal die Debatte des Verbots von „Killerspielen“ auf den Tisch kam. Die Situation ist ähnlich. Ein von Medien geprägter Begriff, den man zum absoluten Sündenbock für alles erklärt und die Forderung nach dem Verbot desselben. Auch hier findet man es sinnvoller, das bestehende Problem möglichst einfach aus dem Blickfeld zu schaffen, um die Massen zu besänftigen, anstatt bestehende Gesetze, die völlig ausreichend sein könnten, schärfer durchzusetzen.
Man kann auch wesentlich weiter zurückgehen. Stolz erzählt unsere Elterngeneration, wie sie gegen ihre Eltern rebellierten und schlimme Rock ’N’ Roll- und Popmusik wie die Beatles hörten, obwohl ihre Eltern ein Verbot selbiger forderten, weil die Musik zum Verkommen der Jugend beitragen würde. Wie immer war der Sündenbock schnell gefunden.
Scheinbar handelt es sich hierbei um eine Generationsfrage. Bleibt zu hoffen, dass wir unsere Sinne schulen und später zu differenzierterer Sichtweise im Stande sind, denn ein Verbot ist kein Allheilmittel!
Ich weiß, die Idee kommt aus der Wochenshow... aber schon damals fand ich es göttlich, und gute Ideen sollten nicht sterben! Deshalb führe ich hier eine Tradition fort. Und zuallererst kommt auch gleich etwas Aktuelles:

Die 10 deutlichsten Anzeichen dafür, dass Sie den Eurovision Song Contest wahrscheinlich nicht gewinnen werden:

10.
In Ihrer Bühnenshow sind keine halbnackten Tänzerinnen vorgesehen.

9.
Sie haben einen guten Ruf zu verlieren.

8.
Die Presse hat sich noch nie über Sie lustig gemacht.

7.
Sie kommen aus England.

6.
Sie sind bei ihrem Auftritt vollständig bekleidet.

5.
Sie singen in Ihrer Landessprache.

4.
Gute Musik ist Ihnen wichtiger als eine gute Show.

3.
Sie haben einen guten Kleidergeschmack.

2.
Sie können singen.

Und auf der 1 und damit das deutlichste Anzeichen dafür, dass Sie den Eurovision Song Contest wahrscheinlich nicht gewinnen werden:

Sie sind kein Osteuropäer.
Eurovision Song Contest – D. Saster

Endlich war es wieder soweit – schon fast traditionell erreichte Deutschland mit Roger Cicero einen sensationell enttäuschenden 19. Rang beim 52. Eurovision Song Contest. Er hatte sich viel erhofft, doch die anderen Interpreten hatten nun mal bessere und effektvollere Freakshows zu bieten als mit einem extra für die Show angefertigten weißen Hut aufzutreten.

Ich muss zugeben, gehört habe ich die Musik nicht. Wir haben lediglich das Bild laufen lassen, dazu richtige Musik gehört und ausgehend von den Showeinlagen der Interpreten getippt, wer am Ende ganz weit vorne sein muss. Die Ukraine, die mit einem männlichen Hella von Sinnen-Plagiat im Astronauten-Glitzerkostüm antrat, war unser Favorit für den Titel, denn kein anderer Auftritt konnte diesen an Peinlichkeit übertreffen, in der Hinsicht waren wir uns alle einig. Viele Interpreten gaben sich zwar noch redlich Mühe, doch wir sollten Recht behalten. Hella von Sinnen erreichte einen respektablen zweiten Rang.
Nur Roger Ciceros Auftritt kam recht unspektakulär daher: Da bewegte sich nichts, da lief niemand auf der Bühne im Kreis herum und gab den restlichen Musikern einen Klaps auf den Po, da gab es keine leicht bekleideten Tänzerinnen, Sänger in Schlafanzügen, Männer, die wie Daniel Küblböck aussahen und am Ende ihres Beitrages ihr Oberteil entfernten, und keine augenkrebserregenden Licht- und Lasershows. Nur einen Effekt gönnte sich der Deutsche: den fast schon hypnotisch wirkenden Schriftzug „ROGER CICERO“, der dem Zuschauer ins Gehirn hämmern wollte, wer da gerade auf der Bühne stand. Fünf Minuten nach dessen Auftritt war er scheinbar auch schon wieder vergessen, denn die Zuschauer wurden schon wieder mit einer neuen Freakshow verwöhnt.

Außerdem: War es nur Zufall, dass bis auf die Türkei und Griechenland nur die osteuropäischen Länder auf den ersten 16 Rängen zu finden waren? Waren die Songs wirklich so gut? Oder muss man einfach viele freundliche Nachbarn haben, um viele Punkte zu bekommen? War es nur Zufall, dass Großbritannien als Inselstaat ohne direkte Nachbarn mit null Punkten auf dem letzten Platz dahinvegetierte, bis ihr einziger Freund Irland ihnen ein paar Solidaritätspunkte schenkte? Und das Irland selbst Letzter wurde?
Wenn das alles kein Zufall ist, dann sollten wir umdenken. Für den nächsten Eurovision Song Contest schicken wir Tokio Hotel und Daniel Küblböck, Rammstein schmückt deren Auftritt mit pyrotechnischen Effekten aus, Feuerschlucker und Seiltänzer lenken ein wenig von der störenden Musik ab und im Hintergrund läuft die japanische Zeichentrickserie, die epileptische Anfälle verursacht. Dann brauchen wir nur noch eins: Viele Nachbarn, die für uns stimmen!

Sonntag, Mai 13, 2007

A.G.G.R.O Busfahrer Linie 21

Jaaa...auch sowas gehört gebloggt. Auch die Busfahrer selber sind nicht sicher.
Hier mein Erlebnisbericht über unseren 'so called' A.G.G.R.O Busfahrer Linie 21

Es war ein kalter, verregneter Mittwochabend, Ortszeit ca. 18:30. Ich hatte Klausur geschrieben. Die allgemeine Stimmung darüber war schon ziemlich angespannt und jeder freute sich nur noch darauf nach Hause zu fahren und etwas zu essen, um anschließend erst einmal zu relaxen. Der Weg vom Hörsaal zur Bushaltestelle "Sedanplatz" war schon lang und beschwerlich, galt es doch die unglaublichen Höhen und Tiefen des stadtbekannten Westerbergs zu bewältigen. Trotzdem nahmen wir ihn des lieben Feierabends Willen mit mehreren Leuten in Kauf, so dass sich ein guter Teil meines Studiengangs mit ca. 30 Leuten an der Bushaltestelle ansammelte, um...auf den Bus zu warten!

Und wie immer kam es anders...naja..eigentlich nicht, denn wir warteten immer noch auf die Linie 21, die um diese Zeit schon lange eingetroffen sein sollte. Langsam machte sich schon dieses dumpfe Gefühl breit..."Verspätung? Das kann doch nur einen Grund haben!" Aber nein...niemand wagte auch nur auszusprechen, was der Grund dafür sein musste. Dann sah man in der Ferne den Bus, wie er sich langsam näherte...es war die Linie 21, ganz klar...mein erster Blick ging Richtung Fahrer. Ich wollte nicht glauben, was ich da sah...es war...ER! Kariertes Hemd, Vollbart, Brille und herzinfarktrisikoreiches Übergewicht in Form einer wohlgenährten Bierplautze! Dieser Mann war uns allen wohlbekannt und so wussten wir, bis auf einige 'Neulinge' die nichts ahnend und mit fast kindlicher Naivität fragten "Was ist denn mit dem Busfahrer?", was nun kam, nachdem sich viele Leute um den Einstieg hinten drängelten..
Die hinteren Türen blieben geschlossen und und mit spuckender, lufthämmernder und wohlvertrauter Stimme brüllte der Mann ins Mikro "DER EINSTIEG IST GAAAANZ VORNE!!!!!".

Wie en Trance stürmten die Leute zum Einstieg ganz vorne am Bus...nein sie nahmen nicht den Einstieg vorne oder gar den Einstieg vorne in der Mitte oder vorne hinten (So ein Bus hat für gewöhnlich ja 20 Einstiege!), nein alle nahmen brav den Einstieg GANZ vorne, denn niemand wollte am eigenen Leib erfahren, zu was dieser Mann im Stande ist...

Blitze zuckten, als die Türen sich hinter uns schlossen, manch einer meinte ein satanisches Lachen zu vernehmen. Wir waren gefangen, nie wieder würden wir diesen Bus verlassen, hatte doch noch niemals jemand erlebt, dass dieser Mann die hinteren Türen öffnete. Es blieb uns nichts anderes übrig, als auszuharren und auf Rettung zu hoffen. Eine nach der anderen Haltestelle passierten wir und immer mehr Menschen teilten unser grausiges Schicksal. 'Umweltstiftung'...'Berufsschulzentrum'...'Rißmüllerplatz'...die Strecke schien endlos zu sein. Jedoch hatten wir noch nicht resigniert, was sollten wir tun? Sollten wir uns unserm Schicksal kampflos ergeben? 'Heger Tor'...'Nickolaizentrum'...'Kamp Promenade'. Wir beschlossen zu kämpfen. Mit letzter Kraft hechteten wir zum rettenden Knopf, als wenn er uns mit seiner leuchtend roten Farbe sagen wollte "Drück mich, ich werde euch helfen!". Ein großes rotes "Wagen hält!" leuchtete auf. War das die Rettung? Sollte es wirklich so einfach sein? Wir drängten zum Ausstieg GAAANZ HINTEN. Noch einmal mussten wir unsere letzten Kraftreserven mobilisieren...'Neumarkt'..."Jetzt oder nie!", dachten wir und drängten uns gegen die Türen und das war der Moment wo das Wunder geschah: Sie öffneten sich! In schier endloser Euphorie rannten wir so schnell es ging aus dem Bus...wir waren noch einmal davon gekommen, aber...

...der Abend war gelaufen...

Profil:
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Name: A.G.G.R.O Busfahrer Linie 21
Alter: ca. 50
Aussehen: Uniformlos, karierte Hemden, Bierbauch, Vollbart, Brille, grimmiges Gesicht
Lieblingssatz: "Der Einstieg befindet sich GAAANZ vorne"
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Schon oft hatten wir unter diesem Busfahrer gelitten. Immer lässt er alle vorn einsteigen, um auch jede Karte einzeln zu kontrollieren, was laut Stadtwerke-Mitarbeitern garnicht seine Aufgabe ist. Diese Prozedur zieht sich an jeder Haltestelle mehrere Minuten hin, sodass sein Maximum an Verspätung einmal bei 17 Minuten (Linie 21 fährt alle 20 Minuten...) lag. Nicht einmal Kinder sind vor seinen Attacken sicher und werden hoffnungslos zur Sau gemacht. Das muss jetzt einfach mal gesagt werden! Dieser Mann ist ein...
VOLKSHELD!
(Foto wird nachgereicht.)
Meine Erlebnisberichte Volume 2

Hallo nochmal! Hier liefere ich schonmal Teil 2 meiner archivierten Buserlebnisse!
Frohes Schaffen!

30. Oktober 2006
Linie 21, auf dem Rückweg von der Uni hält der Bus an der Haltestelle „Nikolaizentrum", an der sich wohl auch eine Schule befindet. Noch bevor der Bus hält, sehe ich, wie ein ca. 12-14jähriger, stark übergewichtiger Junge Anlauf nimmt, um nach öffnen der Türen mit voller Wucht in den hoffnungslos überfüllten Bus zu springen. Leute stürzen und schreien und der Junge grinst triumphierend über den erworbenen Platz im Bus, was er fortan damit feiert, an jeder Haltestelle den Leuten den Ausstieg so schwer wie möglich zu gestalten, was ja aufgrund seines Körperumfangs kein all zu großes Problem darstellt. Ich, der etwas abseits vom Geschehen sitzt, frage mich in diesem Moment, warum alle betroffenen Leute, inklusive Busfahrer, das stillschweigend hinnehmen. Ist dieses Verhalten etwa normal?

02. November 2006
Linie 21, an der Berufsschule steigt eine Gruppe pubertierender Jugendlicher mit türkischem Aussehen mit viel Randale in den überfüllten Bus ein und bemerken vor lauter Gekicher, Geschubse und mieser türkischer Musik, die lautstark aus den Boxen ihres Handy dröhnt, gar nicht, dass wohl auch noch andere Menschen im Bus sind, die alle genervt dreinschauen. Aufgrund ihres Schubsen schließen die Türen des Busses auch nach mehrmaligem Bemühen des Busfahrers nicht. Nachdem sie darauf aufmerksam gemacht werden, hagelt es nur eine Beleidigung der Art „Fresse, du Schwuchtel!", was zu meinem Unverständnis wieder stillschweigend hingenommen wird. Als der Bus endlich weiterfahren kann und an der nächsten Haltestelle eine junge Frau aussteigen möchte und darum bittet Platz zu machen, protestieren die Jungen lautstark, geben aufgrund des ganz netten Aussehens der Frau aber wohl letztendlich nach, jedoch nicht, ohne ihr noch einen Schubser mit auf den Weg zu geben, welcher wieder mit Gelächter begleitet wird. Ein junger Mann meines Alters sieht dies beim Einsteigen und fragt die Jungen, wo sie ihr Benehmen gelassen hätten und ob sie des Denkens fähig wären, was wieder mit einer Beschimpfung der Art (wie zu erwarten) „Halt's Maul du Schwuchtel!" geahndet wurde. Bis zum Neumarkt machen die Jungen sich nun über den Mann lustig, trauen sich aber nicht ihn anzuschauen oder zu berühren. Als dieser dort aussteigt, wird nun auch er von den Jungen kichernd hinausgeschubst. Als dieser zu resignieren scheint und einfach nur weiter geht, triumphieren die Jungen mit Worten wie „Guckt euch mal die harte Sau an, wie der läuft, Schwuchtel Alter!" scheinbar über den Mann und ihr Gelächter und ihre tiefgründigen Unterhalten (Ich höre nicht viel mehr als „Schwuchtel" und „Alter!") setzen sich bis zu meinem Aussteigen fort. Was haben diese Jungen nur gegen Homosexuelle?

03. November 2006
Linie 21, auf dem Rückweg von der Uni sitzt im Viererplatz gegenüber vor uns scheinbar friedlich ein älteres Ehepaar im Bus, welches sich mit einer anderen Frau über den Ruhestand und Plänen, wie dem Kauf eines Hauses am Mittelmeer, unterhält, während der Mann vorsichtig eine Tüte vom Bäcker auf den Knien balanciert. Eine weitere ältere Dame betritt den Bus und möchte sich zu den 3 in den Viererplatz setzen, verliert jedoch als der Bus anfährt kurz das Gleichgewicht und muss sich abstützen, um nicht zu fallen und drückt mit der Hand etwas unglücklich in die Kuchentüte des alten Herrn. Peinlich berührt entschuldigt sie sich sofort mehrmals, was dem alten Mann nicht zu genügen scheint, denn 5 Minuten lang bombardiert er sie mit Vorwürfen der Art, sie sollte gefälligst besser aufpassen. Die „Schuldige" ist das entschuldigen inzwischen Leid und reagiert etwas genervt mit den Worten „Das könnte ihnen ja auch mal passieren", was der Mann verneint, denn er hätte ja besser aufgepasst und überhaupt wäre ihr Verhalten (Zitat) „ZUM KOTZEN". Seine Wut schaukelt sich in diesem Moment so sehr hoch, dass er der Frau den Kuchen ins Gesicht schmeißt und sie weiter wild beschimpft. Leider muss ich in diesem Moment schon aussteigen, sodass ich die Reaktion der Frau verpasst habe... das hätte ich schon gerne mitbekommen!
Busgeschichten Volume One

Okay Leute! Hier ist schonmal Teil 1 meiner zuvor gesammelten, unvollständigen Werke, die einen kleinen VOrgeschmack auf die Zukunft geben sollen.
Achja erwähnte ich schonmal, dass das alles garantiert reale Ereignisse sind?

10. Oktober 2006
Linie 21, zwei ältere Damen betreten den Bus und suchen sich 2 der (noch reichlich vorhandenen) freien Sitzplätze. Irgendwie scheint eine der Damen genervt zu sein, denn sie beginnt die andere alte Dame wild zu beschimpfen und beharrt dauernd darauf, im Besitz eines Behindertenausweises zu sein und erhebt ihren Anspruch auf den Sitzplatz eben der anderen älteren Dame. Diese wiederum verweist ebenfalls auf ihren Behindertenausweis.
Es entbrennt ein Streit darum, welche der beiden Damen denn nun wohl den höheren Behinderungsgrad aufweisen kann, was aber (leider) unentschieden auszugehen scheint. Da diese Argumentationsgrundlage nun bröckelt, beschuldigt die erste alte Dame nun wiederum die andere, sie geschubst zu haben, welche lautstark betont, dieses nicht nötig zu haben. An dieser Stelle musste ich den Bus leider verlassen, wie ärgerlich. Mein Fazit: Meine Damen, ihr seid beide behindert, da habe ich gar keinen Zweifel. Nur Frage ich mich ob diese Behinderung körperlichen oder geistigen Ursprungs ist. Vielleicht hätten sie den Grad ihrer Behinderung auskämpfen sollen?

12. Oktober 2006
Linie 11, ein Kommilitone, zugegeben auch ein Erstsemesterer, betritt den Bus und zeigt im vorbeigehen sein Studententicket vor, wie es im Normalfall ausreicht. Der Busfahrer, offensichtlich mies gelaunt, packt Robert, so sein Name, am Ärmel und zieht ihn zurück. Der Busfahrer fragt Robert was das für ein Benehmen sei, schaut auf das Semesterticket und stellt fest „Auch noch ein Student, war ja klar". In den folgenden 15 Minuten der Busfahrt darf Robert sich nun eine nie zu enden scheinende Rede über Unhöflichkeiten, böse Studenten und sonstige Dinge, die den Busfahrer an Robert zu stören scheinen, anhören. Zumindest glaubt Robert dass, denn laut seiner Aussage hat er sich strikt an das Schild „Während der Fahrt nicht mit dem Fahrer sprechen!" gehalten und sich den MP3-Player aufgesetzt, wodurch er nur in den wenigen Sekunden zwischen 2 Liedern verstehen konnte, was der Busfahrer sagte.
Meine Meinung: Besser ist das!

26. Oktober 2006
Linie 21, zum ersten Mal werde ich selbst Opfer unzufriedener Busfahrer. An der Kamppromenade betreten 2 ältere Leute, ein Mann und eine Frau, den Bus. Der Bus ist leer, es sind maximal 10 Leute im Bus, also reichlich Plätze vorhanden. Der Mann setzt sich, die alte Dame geht zum Bereich der hinteren Tür, wo sie lieber zu stehen scheint. Der Mann beobachtet dies und fordert mich in scharfem Ton dazu auf, meinen Sitzplatz für die ältere Dame zu räumen. Ich sage in höflichem Ton, dass ja noch genug Plätze frei seien, einschließlich der für ältere und behinderte Personen vorgesehenen Sitzplätze, auf denen die Frau ja Platz nehmen könne, wenn sie denn gerne sitzen würde. Die Dame reagiert sofort und betont in freundlichem Ton, dass sie viel lieber stehe. Der ältere Mann scheint sich damit nicht zufrieden zu geben und es geschah das, womit ich fast gerechnet hatte. Er beginnt eine Grundsatzdiskussion darüber, dass es ja nicht um diesen Augenblick, sondern um das allgemeine Verhalten junger Leute gehe, welche stark zu wünschen übrig ließe etc. etc., quasi das typische „Die Jugend von heute" – Gerede und zwar alles in scharfen Worten. Ich denke mir: „Christian, wenn du jetzt ausrastest, hat er dich am Haken", also versuche ich ruhig zu bleiben und erkläre ihm, dass ich recht gut erzogen bin und schon wüsste, wann ich meinen Platz zu räumen habe. Des weiteren erkläre ich ihm, dass ich nicht sonderlich auf Vorurteile und Pauschalisierungen dieser Art stehe und stelle fest, dass er ja eher kein Benehmen hätte, wenn er mich wegen Belanglosigkeiten anmachen würde. Wenn er wegen was auch immer unzufrieden sei, solle er das nicht an mir und der ach so bösen Jugend auslassen und mich einfach in Ruhe lassen. Das war ein Fehler, denn von nun an platzt dem Mann völlig der Kragen und ein Feuerwerk von Beleidigungen und thesenfreier Argumentation prasselt auf mich nieder. Ich ziehe es vorher, bis zu meiner Haltestelle nur noch dem MP3-Player zu lauschen und lasse dem Unzufriedenen seinen Lebensinhalt. Als ich aus dem Bus steige ist mein einziger Gedanke „HÄ????".
Lach & Sachgeschichten: Bus- & Bahnfahren

Nun liegt es also an mir, diesen Blog zu eröffnen und mir ein hübsches Thema auszusuchen.
Aufgrund von zahlreichen begeisterten Fans meiner Busfahrerlebnisgeschichten, hab ich mir überlegt meine täglichen Erlebnisse in Osnabrücks Bussen & Bahnen zum Thema der ersten Rubrik zu machen...Jaaa..mein erster eigener kleiner Blog nur zum Thema "Busfahren".

Den meisten fällt wahrscheinlich garnicht mehr auf, was man tagtäglich so alles im Bus erlebt. Was für verrückten, senilen, pubertierenden, aggressiven, tolpatschigen oder einfach nur dämlichen Leuten man da so über den Weg läuft. Oder was man so mitbekommt. Denn es passieren echt einige Dinge, die sooo spektakulär oder zum schießen sind, dass sie verewigt werden müssen. Dieser ehrenvollen Aufgabe hab ich mich nun angenommen.

Ich habe schon eine kleine Sammlung von Erlebnissen angelegt, die allerdings leider unvollständig ist. Viele 1:1 Berichte aus über 7 Monaten fast täglicher Busnutzung sind leider schon verloren gegangen oder nur noch so bruchstückhaft vorhanden, dass eine Veröffentlichung nicht mehr lohnen würde. Die kläglichen Reste werde ich in den nächsten Posts veröffentlichen. Das ist dann schonmal ein Vorgeschmack auf das, was ich in Zukunft hoffentlich regelmäßig von mir geben werde.
Ich hoffe auf zahlreiche Leser!