Samstag, Juli 07, 2007

Quasi zum Quasidrat

Wenn man quasi ganzen Tag mit Menschen aufeinander hockt, fallen einem die merkwürdigsten Ticks, zum Beispiel sprachlicher Natur an ihnen auf, die ihnen vorher gar nicht bewusst waren. So bin ich derzeit im Klausurstress und man trifft sich quasi täglich zum lernen. Heute wurde mir dabei vor Augen geführt, wie häufig ich das quasi nichts sagende Wörtchen „quasi“ in Erläuterungen jeglicher Art verwende. Anfangs machte man mich verwundert, dann amüsiert, später zunehmend genervt und ab Zeitpunkt X (X beliebig aber fest, auf die Bezeichnung kommt es nicht an!) quasi gewohnheitsmäßig darauf aufmerksam, wenn ich dieses kurze Wörtchen benutzte.
Das löste bei mir den Effekt aus, dass ich mir des Ticks bewusst wurde und je stärker ich mich darauf konzentrierte, das Wort nicht zu verwenden, ich es quasi immer häufiger verwendete. Ich konnte mich quasi nicht dagegen wehren, „quasi“ zu sagen. Ich war nahezu peinlich berührt und vermied es quasi schon komplett zu sprechen, außer es war absolut notwendig. Sprachwissenschaftler vor: Wer kann mir sagen, woran es quasi liegt, dass Menschen solche Ticks haben und was kann ich dagegen unternehmen? Und was würde mir die Psychologenfraktion raten, wie ich damit umgehen soll. Muss ich mich damit verstecken? Oder könnte es quasi auch sein, dass meine Gegenüber sich einfach nur zu stark darauf konzentrieren und damit quasi selbst eine Art Tick haben, anstatt es einfach zu ignorieren?
Ich meine, genauso könnte man sich doch auf die Verwendung von Wörtern wie „die“ oder „ich“ konzentrieren (Ich male mir schon aus, wir mir quasi aufgrund der häufigen Verwendung des Wortes „ich“ Egoismus bescheinigt wird...).
Der Duden beschreibt „quasi“ als Wort lateinischen Ursprungs, welches äquivalent mit „gewissermaßen“, „gleichsam“ oder „sozusagen“ verwendet werden kann. Das macht es ideal für relativierende Aussagen in Erläuterungen, wenn etwas nicht exakt der Fall ist aber annähernd, eben quasi so ist. Damit hat es quasi eine absolute Daseinsberechtigung!
Das nur, um mir meinen quasi aufgestauten Frust von der Seele zu schreiben.

Abschließend möchte ich noch ein paar Arbeitsaufträge vergeben:

Für die genervten Ticksucher unter euch:
Suchen Sie alle „quasi“ in diesem Blog und ersetzen Sie sie sinngemäß und passend mit „gewissermaßen,“, „gleichsam“ und „sozusagen“. Fühlen sie sich glücklich, drucken sie die korrigierte Fassung aus und werfen Sie sie in den Papierkorb.

Für die Weltverbesserer:
Machen Sie sich schlau, welche Auswirkungen Ticks auf den Charakter eines Menschen haben und suchen Sie Lösungsansätze, um anschließend das Gefühl zu haben, mir geholfen zu haben.

Für die Sprachwissenschaftler:
Forschen sie nachdem Ursprung sprachlicher Ticks in der Entwicklung des Menschen und vergleichen sie gängige Ticks deutscher Sprache mit denen anderer Sprachkreise.

Für Waldorf-Schüler:
Zähle alle „quasi“ in diesem Beitrag, male ein hübsches Bild dazu und erhalte einen Keks!

Für Emo’s:
Erkenne die Ungerechtigkeit an der Sache, schreibe ein Gedicht darüber und setze dich anschließend in die Ecke und rede dir ein, wie schlecht die Welt ist.

Für die gelangweilten Studenten:
Gründet eine weitere StudiVZ Gruppe zum Thema „Ticks“, benennt sie „Ich bin quasi Dauernutzer des Wortes ‚quasi’“ und schickt sie an alle eure Freunde, auf dass 50000 Leute in die Gruppe eintreten!

Für die ganz normalen Leute unter euch, die sich über so was im Normalfall keine Gedanken machen:
Lest euch den Beitrag durch und schmunzelt!

Das war das Wort zum Sonntag.