Montag, Mai 14, 2007

Verbote heilen alle Wunden

Am Wochenende wurde mir wieder einmal bewusst, wie gern ich in unserem schönen Land lebe. Alles ist herrlich unkompliziert und die Leute sind fröhlich – so soll es doch auch sein, oder?
Was mir jedoch wirklich immer mehr auffällt, ist die Tatsache, dass sich in der Politik und in der Bevölkerung scheinbar irgendwie die Meinung fest verankert hat, dass ein Verbot das ultimative Mittel ist, um bestehende Probleme zu lösen...oder zumindest für einige Zeit vom Tisch zu schaffen, denn: Aus dem Auge, aus dem Sinn!
Ganz konkret geht es darum, dass unser örtlicher Schützenverein für das anstehende Schützenfest eine so genannte „Flatrate-Party“ geplant hatte, um den Schützenfestsamstag für die Bevölkerung wieder attraktiver zu gestalten. Die Reaktion kam prompt. Die örtliche Schule, die Gemeindeverwaltung etc. liefen Protest gegen dieses Vorhaben. Die katholische Kirche sprach sogar davon, dass man „der Versuchung widerstehen und nicht dem Satan verfallen sollte – Flatrateparties müssten auf jeden Fall verhindert werden!“. Die ganze Bevölkerung lief gegen die geplante Party Sturm, sodass dem Schützenverein natürlich nichts anderes übrig blieb, als Einsicht zu zeigen und das Ganze abzublasen. Warum das ganze Theater? Weil das Thema derzeit in den Medien aktuell ist! Irgendjemand hat mitbekommen, dass Jugendliche sich auf solchen Feten bis zum Koma besaufen, weil es einen tragischen Todesfall gab. Also kam man zu der Überzeugung, man müsse etwas unternehmen. Was wäre ihrer Meinung nach die komfortabelste Lösung mit dem geringsten Verwaltungsaufwand? Natürlich! Wir verbieten solche Parties! Aus dem Auge – aus dem Sinn. Wenn es solche Parties nicht mehr gibt, denken die Jugendlichen gar nicht erst mehr daran, sich sinnlos zu betrinken. Problem gelöst!
Ganz so einfach stellt sich die Situation meiner Ansicht nach nicht dar. Irgendwie lässt die Allgemeinheit hier bestehende Gesetze völlig aus dem Spiel. Diese besagen, dass der Verkauf von Spirituosen an Jugendliche unter 18 Jahren verboten ist, trotzdem kaufen sie Alkoholitäten jeder Art gleich an der Tanke um die Ecke und gehen munter auf die nächste Motto-Party. Hier scheint niemand daran zu denken, einmal genauer zu kontrollieren, dass bereits bestehende Gesetze auch eingehalten werden. Aber das wäre ja zu kompliziert und mit Arbeitsaufwand verbunden. Sowieso fällt mir dabei auf, dass die Leute, die sich am lautesten beschweren, diejenigen sind, die sich gleichzeitig damit rühmen, schon als 14-jährige literweise Alkohol in sich reingekippt zu haben. Außerdem sind „Flatrate-Parties“ nichts Neues, der Begriff wurde nur durch die Medien eingeführt. Auch ich habe mich schon als 15jähriger auf damals noch sog. „Und Tschüss!“-Feten betrunken. Das heißt natürlich nicht, dass Jugendliche einen Freifahrtschein zum sinnlosen Besaufen erhalten sollen, aber ich lebe auch noch! Und auch unsere Eltern, die hier nach Verbot schreien, leben noch!
Das Problem der zunehmenden Verbote ist ja auch nicht neu. Es ist erst einige Wochen her, dass wieder einmal die Debatte des Verbots von „Killerspielen“ auf den Tisch kam. Die Situation ist ähnlich. Ein von Medien geprägter Begriff, den man zum absoluten Sündenbock für alles erklärt und die Forderung nach dem Verbot desselben. Auch hier findet man es sinnvoller, das bestehende Problem möglichst einfach aus dem Blickfeld zu schaffen, um die Massen zu besänftigen, anstatt bestehende Gesetze, die völlig ausreichend sein könnten, schärfer durchzusetzen.
Man kann auch wesentlich weiter zurückgehen. Stolz erzählt unsere Elterngeneration, wie sie gegen ihre Eltern rebellierten und schlimme Rock ’N’ Roll- und Popmusik wie die Beatles hörten, obwohl ihre Eltern ein Verbot selbiger forderten, weil die Musik zum Verkommen der Jugend beitragen würde. Wie immer war der Sündenbock schnell gefunden.
Scheinbar handelt es sich hierbei um eine Generationsfrage. Bleibt zu hoffen, dass wir unsere Sinne schulen und später zu differenzierterer Sichtweise im Stande sind, denn ein Verbot ist kein Allheilmittel!

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