Montag, Mai 14, 2007

Eurovision Song Contest – D. Saster

Endlich war es wieder soweit – schon fast traditionell erreichte Deutschland mit Roger Cicero einen sensationell enttäuschenden 19. Rang beim 52. Eurovision Song Contest. Er hatte sich viel erhofft, doch die anderen Interpreten hatten nun mal bessere und effektvollere Freakshows zu bieten als mit einem extra für die Show angefertigten weißen Hut aufzutreten.

Ich muss zugeben, gehört habe ich die Musik nicht. Wir haben lediglich das Bild laufen lassen, dazu richtige Musik gehört und ausgehend von den Showeinlagen der Interpreten getippt, wer am Ende ganz weit vorne sein muss. Die Ukraine, die mit einem männlichen Hella von Sinnen-Plagiat im Astronauten-Glitzerkostüm antrat, war unser Favorit für den Titel, denn kein anderer Auftritt konnte diesen an Peinlichkeit übertreffen, in der Hinsicht waren wir uns alle einig. Viele Interpreten gaben sich zwar noch redlich Mühe, doch wir sollten Recht behalten. Hella von Sinnen erreichte einen respektablen zweiten Rang.
Nur Roger Ciceros Auftritt kam recht unspektakulär daher: Da bewegte sich nichts, da lief niemand auf der Bühne im Kreis herum und gab den restlichen Musikern einen Klaps auf den Po, da gab es keine leicht bekleideten Tänzerinnen, Sänger in Schlafanzügen, Männer, die wie Daniel Küblböck aussahen und am Ende ihres Beitrages ihr Oberteil entfernten, und keine augenkrebserregenden Licht- und Lasershows. Nur einen Effekt gönnte sich der Deutsche: den fast schon hypnotisch wirkenden Schriftzug „ROGER CICERO“, der dem Zuschauer ins Gehirn hämmern wollte, wer da gerade auf der Bühne stand. Fünf Minuten nach dessen Auftritt war er scheinbar auch schon wieder vergessen, denn die Zuschauer wurden schon wieder mit einer neuen Freakshow verwöhnt.

Außerdem: War es nur Zufall, dass bis auf die Türkei und Griechenland nur die osteuropäischen Länder auf den ersten 16 Rängen zu finden waren? Waren die Songs wirklich so gut? Oder muss man einfach viele freundliche Nachbarn haben, um viele Punkte zu bekommen? War es nur Zufall, dass Großbritannien als Inselstaat ohne direkte Nachbarn mit null Punkten auf dem letzten Platz dahinvegetierte, bis ihr einziger Freund Irland ihnen ein paar Solidaritätspunkte schenkte? Und das Irland selbst Letzter wurde?
Wenn das alles kein Zufall ist, dann sollten wir umdenken. Für den nächsten Eurovision Song Contest schicken wir Tokio Hotel und Daniel Küblböck, Rammstein schmückt deren Auftritt mit pyrotechnischen Effekten aus, Feuerschlucker und Seiltänzer lenken ein wenig von der störenden Musik ab und im Hintergrund läuft die japanische Zeichentrickserie, die epileptische Anfälle verursacht. Dann brauchen wir nur noch eins: Viele Nachbarn, die für uns stimmen!

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